Subgingivale Reinigung: Ist mehr auch wirklich mehr?

Was genau ist die subgingivale Reinigung?

Bei einer subgingivalen Instrumentierung wird bakterieller Bioflim und subgingivaler Zahnstein mit Handinstrumenten und/oder maschinellen Instrumenten entfernt. Dabei geht es nicht um eine übermäßige Bearbeitung der Wurzeloberflächen mit Zemententfernung oder Weichgewebskürettage, sondern um die gezielte Entfernung bakterieller Beläge. Eine subgingivale Instrumentierung sollte nur bei einer Taschensondierungstiefe von über 3 mm erfolgen, da sie bei flachen Taschen bis 3 mm zu Attachmentverlust und Rezessionsbildung führt. Aus diesem Grund ist die exakte Aufnahme des Attachmentstatus nach der Vorbehandlung an 6 Stellen so wichtig.

Die subgingivale Instrumentierung kann mit gleichem Erfolg mittels Hand-, Schall- oder Ultraschallinstrumenten durchgeführt und individuell kombiniert werden.

Ist die zusätzliche Gabe von Antibiotika sinnvoll?

Systemische Antibiotika können bei besonders schweren Parodontitiden eine gute Ergänzung zur subgingivalen Instrumentierung sein. Dabei ist eine zeitnahe Einnahme des Antibiotikums nach der subgingivalen Biofilmentfernung zwingend. Voraussetzung für die Wirkung des Antibiotikums ist allerdings zunächst die Zerstörung des bakteriellen Biofilms: Darin sind die Bakterien so organisiert, dass das Antibiotikum nicht ausreichend eindringen kann.

Welche Antibiotika eignen sich?

  • Kombination aus Amoxicillin (500 mg) und Metronidazol (400 mg), 3 mal täglich über 7 Tage.
  • bei Penicillinallergie: Metronidazol (400 mg), 3 mal täglich über 7 Tage.

Weniger ist mehr: was benötigt man für eine gründliche Reinigung?

Neben der rein mechanischen Instrumentierung gibt es weitere Maßnahmen zur Reinigung der Wurzeloberfläche. Ob und mit welchen dieser Maßnahmen eine effektivere Taschenreduktion erreicht werden kann, hat eine aktuelle wissenschaftliche Leitlinie analysiert. Sie kommt zu dem Schluss, dass für eine gründliche Reinigung keine aufwändigen Apparaturen benötigt oder Verfahren angewendet werden müssen.

Kernaussagen:

  • Die Durchführung der subgingivalen Instrumentierung mittels Erbium-YAG Lasers kann erwogen werden.
  • Im Rahmen der Primärtherapie sollte eine einmalige adjuvante Anwendung eines Lasers bei der subgingivalen Instrumentierung nicht erfolgen.
  • Im Rahmen der Primärtherapie sollte eine einmalige adjuvante Anwendung der photodynamischen Therapie bei der subgingivalen Instrumentierung nicht erfolgen.
  • Eine adjuvante subgingivale Anwendung von Chlorhexidin (0,12 %) oder PVP-Jod-Spüllösung, Chlorhexidin Gel oder Chlorhexidin Chips zum Zeitpunkt der subgingivalen Instrumentierung sollte nicht erfolgen.
  • Ein adjuvanter Einsatz von Chlorhexidin-Präparaten in Zusammenhang mit der subgingivalen Instrumentierung im Sinne einer Full-Mouth Disinfection nach QUIRYNEN sollte nicht erfolgen.
  • Über den Nutzen eines adjuvanten Einsatzes von Probiotika aufgrund der jetzt vorliegenden Wissenschaftslage kann keine abschließende Empfehlung erfolgen.