Neue Paro-Klassifikation im Alltag

Stolperfallen und wie Du sie umgehst

Im Jahr 2018 wurde die neue Paro-Klassifikation vorgestellt. Sie soll die Diagnose und Therapie von parodontalen und periimplantären Erkrankungen vereinfachen und verbessern. Doch nicht immer läuft die Anwendung der neuen Kriterien ganz reibungslos. Wo es Probleme geben kann und wie Du diese am besten meisterst, erklärt Paro-Spezialistin Dr. Lisa Hezel im Interview.

Was ist der Sinn hinter der neuen Paro-Klassifikation?

Dr. Lisa Hezel: Mit der neuen Klassifikation steht den Behandlern eine neue Systematik zur Verfügung, um differenziertere Diagnosen treffen zu können. Besonders in der Kategorie „Parodontitis“ hat sich einiges getan. So wird anhand klinischer, röntgenologischer und anamnestischer Daten Schweregrad, Ausmaß und Komplexität der Parodontitis erfasst. Aber auch das Risiko für ein Voranschreiten der Erkrankung wird zusätzlich berücksichtigt. Somit ist bereits bei der Diagnosestellung klar, ob es sich um eine „Standardtherapie“ handelt oder die Behandlung durch notwendige parodontalchirurgische Eingriffe und/oder prothetische Versorgung komplexer wird. Ziel war es, die wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten 20 Jahre seit der letzten Klassifikation aufzubereiten und durch eindeutige Falldefinitionen die Diagnosestellung am Patienten zu erleichtern.

Was beinhaltet die Klassifikation grob zusammengefasst?

Dr. Lisa Hezel: Die neue Klassifikation ist sehr umfangreich und deckt das gesamte Spektrum der parodontalen und periimplantären Erkrankungen ab. Sie beinhaltet gängige Diagnosen, wie beispielsweise die Gingivitis und Parodontitis. Bei letzterer wurde die Einteilung vereinfacht, indem nun nur noch drei Formen der Parodontitis unterschieden werden. Das sind die nekrotisierende Parodontitis, die Parodontitis als Manifestation systemischer Erkrankungen und die Vereinigung der chronischen und aggressiven Parodontitis, deren Unterscheidung im Praxisalltag häufig Schwierigkeiten bereitet hat, in eine einzige Kategorie Parodontitis. Zusätzlich wurde erstmals die gingivale Gesundheit definiert, die auch nach erfolgreicher Parodontitistherapie herrschen kann. Dies ist besonders bei der unterstützenden Parodontitistherapie wichtig, denn bei einem erfolgreich behandelten Parodontitispatienten, bei dem eine Gingivitis auftritt, liegt in dem Bereich ein höheres Risiko für ein Fortschreiten des Attachmentverlusts vor.

Eine weitere Neuerung der Klassifikation ist die Aufnahme der im praktischen Alltag immer häufiger auftretenden periimplantären Erkrankungen. Die Klassifikation gibt gezielte Definitionen und Merkmale für periimplantäre Gesundheit und Mukositis sowie Periimplantitis.

Welche Probleme treten bei der Umsetzung in der Praxis auf?

Dr. Lisa Hezel: Die Parodontitis wird nach der neuen Systematik anhand der beiden Faktoren Stadium und Grad individuell durch klinische, röntgenologische und anamnestische Daten bestimmt. Diese gilt es systematisch zu sammeln und einzuordnen. Die neue Klassifikation erleichtert die Diagnosefindung durch eindeutige Kriterien. Das größte Problem besteht wahrscheinlich darin, in die alte Systematik zurückzufallen, beim Ausmaß beispielsweise Zahnflächen anstelle von Zähnen zu bewerten oder beim Schweregrad nicht die definierten Werte für die Einteilung zu beachten.

Wie kann man diese Probleme umgehen?

Dr. Lisa Hezel: Eine gute Systematik in der Befundung hilft enorm. Zu wissen, welche klinischen Faktoren die Zuteilung in ein spezielles Stadium bestimmen, erleichtert die Diagnosestellung bereits bei der Befundung ungemein. Ein wichtiger Punkt besteht auch in der sorgfältigen Aufnahme der Anamnese, damit das Grading möglichst präzise durchgeführt werden kann.

Wie kann der neue Parodontologie Club von Kreussler Pharma dabei helfen?

Dr. Lisa Hezel: Der Kreussler Paro-Club gibt Tipps und Hinweise, worauf bei der Diagnosestellung zu achten ist. Ein, wie ich finde, besonders tolles Feature ist es, eigene Patientenfälle einfach anonymisiert hochladen zu können, um sich die gestellte Diagnose bestätigen zu lassen oder Unsicherheiten auf dem Weg zur Diagnose klären zu können. So ist ein fachlicher Austausch bequem von der Praxis oder Zuhause aus möglich.

Subgingivale Reinigung: Ist mehr auch wirklich mehr?

Was genau ist die subgingivale Reinigung?

Bei einer subgingivalen Instrumentierung wird bakterieller Bioflim und subgingivaler Zahnstein mit Handinstrumenten und/oder maschinellen Instrumenten entfernt. Dabei geht es nicht um eine übermäßige Bearbeitung der Wurzeloberflächen mit Zemententfernung oder Weichgewebskürettage, sondern um die gezielte Entfernung bakterieller Beläge. Eine subgingivale Instrumentierung sollte nur bei einer Taschensondierungstiefe von über 3 mm erfolgen, da sie bei flachen Taschen bis 3 mm zu Attachmentverlust und Rezessionsbildung führt. Aus diesem Grund ist die exakte Aufnahme des Attachmentstatus nach der Vorbehandlung an 6 Stellen so wichtig.

Die subgingivale Instrumentierung kann mit gleichem Erfolg mittels Hand-, Schall- oder Ultraschallinstrumenten durchgeführt und individuell kombiniert werden.

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Einmal Parodontitis, immer Parodontitispatient?

Unterstützende Parodontitistherapie

Die regelmäßige Teilnahme an der unterstützenden Parodontitistherapie (UPT) ist eine Grundvoraussetzung für den Langzeiterfolg einer Parodontitistherapie. Mit dem Abschluss der aktiven Behandlungsphase wird nur eine vorübergehende Reduktion der parodontalen Krankheitsaktivität erreicht. Nur die regelmäßige Teilnahme an der UPT kann das Voranschreiten der Erkrankung und den Zahnverlust deutlich reduzieren. Weiterlesen

Initialbehandlung: Was beinhaltet eine adäquate Vorbehandlung?

Eine entscheidende Voraussetzung für den Erfolg der Parodontitistherapie und eine gute Langzeitprognose ist die tägliche Mundhygiene. Dies sollten Zahnärzte ihren Patienten im Rahmen der systematischen Parodontitistherapie immer wieder verdeutlichen. Bei der Vorbehandlung, auch Initialtherapie genannt, wird die Basis für eine optimale häusliche Mundhygiene gelegt.
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